Wie bereits gestern berichtet, drosseln Chinas Banken nicht nur ihre Kreditvergabe, sondern die Regierung legte heute mittels des Statements nach, dem heimischen Finanzsystem zusätzliche Liquidität zu entziehen. Jedermann sei klar, dass diese Maßnahmen mit Anpassungsprozessen Hand in Hand gehen wird, doch man werde die eigenen Industrien dazu zwingen, ihre Geschäfte zu konsolidieren, um endlich horrende Überkapazitäten an den heimischen Märkten abzubauen. Eine mutige Entscheidung.

 

 

Chinas Wirtschaft dürfte nach den heutigen Ankündigungen der Regierung nicht nur einem sich weiter abschwächenden Wirtschaftswachstum entgegenblicken, sondern auch einem Ende der auf billigem Kredit basierenden Investitionen. Wie das State Council mitteilte, sind die Banken des Landes dazu angehalten, ihre Kreditpraktiken beizubehalten – und dies heißt nichts anderes, als die Liquidität im heimischen Finanzsystem weiter zu reduzieren.

 

Es macht den Anschein, als ob sich Chinas Staatsführung langsam aber sicher den Realitäten anpassen würde. Übersetzt bedeutet das, dass die Regierung Luft aus den aufgepumpten Immobilienpreisen ablassen wird, Unternehmen einer erhöhten Insolvenzgefahr ausgesetzt sind und eine längst fällige Bereinigung der Überkapazitäten in der Wirtschaft angepeilt wird. Chinas Banken werden den Anweisungen Pekings – wie in der Vergangenheit – Folge leisten, die nun dazu angehalten sind, eine Ausbalancierung der ökonomischen Ungleichgewichte aktiv zu begleiten.

 

Chinas Aktienmärkte haben diese Entwicklung bereits antizipiert, weshalb sie schon seit geraumer Zeit zu den am schlechtesten performenden Märkten für Dividendentitel rund um den Globus gehören. Beobachter sind der Ansicht, dass China sich in den nächsten Jahren stärker darauf fokussieren wird, die heimische Ökonomie zu stabilisieren anstatt weiter Liquidität in das Banken- und Wirtschaftssystem zu pumpen. Die größten Pessimisten sehen die chinesische Wirtschaft in der Zukunft sogar schon nur noch um 3% wachsen pro Jahr.

 

Für die Entwicklung an den Arbeitsmärkten und unter den bis über die Halskrause verschuldeten Unternehmen, Lokalregierungen und Banken könnte dies zu einem Supergau werden, falls diese Prognosen tatsächlich Realität würden. Heute gab der chinesische Schiffbauer Rongsheng Heavy Industries bekannt, die Regierung um Finanzhilfen zu ersuchen. Die einbrechenden Geschäfte bei dem Unternehmen hatten zuletzt zu einem Zahlungsstopp an Lieferanten und Massenentlassungen geführt.

 

Sehr wahrscheinlich dürfte dies nur die Spitze des Eisbergs sein. Es ist anzunehmen, dass schon bald eine ganze Reihe anderer Industriefirmen in ähnlich schwierige Fahrwasser geraten werden. Die Regierung kündigte an, wettbewerbsfähige Unternehmen stützen zu wollen, machte jedoch im gleichen Atemzug darauf aufmerksam, nicht wettbewerbsfähige Firmen in die Insolvenz gehen zu lassen. Das könnte vor allem auf Firmen in den Sektoren Stahl, Aluminium und Baumaterialien zutreffen, die unter den größten Überkapazitäten an den heimischen Märkten leiden.

 

Trotz des jüngst zu beobachtenden Liquiditätsengpasses im Bankensystem wird Peking nicht von der nun ausgegebenen Leitlinie abrücken. Dieser Entscheidung sei Respekt gezollt, wenn sich die Regierung auch tatsächlich an ihre Vorgaben hält. In Europa und den USA haben Regierungen nicht den Mut, sich den Realitäten in der globalen Wirtschaft zu stellen. Doch irgendwann werden auch sie dazu gezwungen sein, wenn QE aufgrund von dessen Grenznutzen niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlockt, was sich bereits abzuzeichnen beginnt.

 

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